Lila Luzi
von Martina VolmerKultur und Leben

In diesem Jahr habe ich in meinem Garten erstmals Paprika und Chilis angebaut. Bisher habe ich mich das nicht getraut, weil sich das Wetter in unseren Breiten nicht dazu eignete und ich leider kein Gewächshaus besitze. Aber in Anbetracht der beiden vergangenen heißen und trockenen Sommer habe ich es 2021 gewagt die scharfen Früchtchen zu ziehen. Ich hatte Samen einer kleinen Glockenpaprika namens „Mad Hatter“ und einer sogenannten Bratpaprika, die laut Beschreibung in Olivenöl gebraten und mit Salz bestreut sehr schmackhaft sein sollte. Aus einer als normales Gemüse gekauften roten Spitzpaprika hatte ich Samenkörner gewonnen und bestellte im Internet außerdem Samen einer seltenen Chilisorte mit dem Namen „Lila Luzi“. Diese hatten wir bei einer Reise in die Kaiserstuhlgegend im Original gesehen und festgestellt, dass sie schon optisch ein Genuss ist.
Da diese Pflanzen in der Anzucht extrem lange Zeit brauchen, säte ich sie schon Anfang des Jahres in Anzuchtschalen in spezieller Aussaaterde aus. Die Schalen bekamen einen warmen Platz im Haus über der Heizung in einem Minigewächshaus, denn Paprikas und Chilis möchten warm stehen. Während es draußen noch kalt war und schneite, wartete ich schon auf das Aufgehen der Pflanzen. Es dauerte allerdings eine Ewigkeit, bis sich die ersten Keimlinge zaghaft aus der Erde wagten.
Jetzt hieß es, den Pflänzchen einen warmen und hellen Platz an der Sonne zu bieten und so kam mein Minigewächshaus an einen sonnigen Fensterplatz, natürlich über der Heizung. Sehr langsam wuchsen die Minipflanzen heran. War es nicht allzu kalt, durften sie auch schon mal, selbstverständlich im Minigewächshaus geschützt, nach draußen, denn das soll die Pflanzen stärken, so hatte ich im Internet gelesen. Das Wachstum beschleunigte sich und ein erstes Umtopfen war nötig. Sie wuchsen gut weiter heran und passten schließlich nicht mehr in mein Minigewächshaus. Sie standen am Fenster, wo sie von mir weiter umsorgt wurden. Mitte Mai war es endlich soweit und sie durften nun, da keine Nachtfröste mehr zu erwarten waren, hinaus in den Garten. Jetzt wurden die Pflanzen in große Töpfe umgepflanzt. Sie kamen in mit Kompost versetzte Erde, denn außer einem warmen und sonnigen Standort brauchen Paprikapflanzen auch noch jede Menge Nährstoffe. Leider war ausgerechnet dieser Sommer nicht so warm, sonnig und trocken wie erhofft. Eigentlich kein Jahr für Paprika- und Chilipflanzen. Aber sie standen vor einer Hauswand an der Südseite und waren vor Regen durch einen Dachüberstand geschützt. Sie wuchsen gut heran und schließlich erschienen die ersten lang ersehnten Blüten. Bei „Lila Luzi“ waren sogar diese schon lila gefärbt, während sie bei den anderen Pflanzen cremeweiß ausfielen. Und „Lila Luzi“ überraschte noch mehr. Aus den Blüten entwickelten sich sofort kleine lila Früchte. Gut mit Nährstoffen versorgt, war die Pflanze über und über mit lila Blüten bedeckt und auch durch viele kleine lila Früchte war Luzi sehr dekorativ. Mit zunehmender Reife wurden die Früchte dann erst blass weißlich, dann gelb, orange und schließlich rot. Dabei sollten sie an Schärfe zunehmen, las ich in der Beschreibung der Pflanze. Auch die anderen Paprikapflanzen entwickelten sich prächtig und hingen voller Früchte.
Endlich war es so weit, wir konnten die ersten Exemplare probieren. Die Bratpaprika wurde zuerst getestet, aber statt einer milden Geschmacksnote wie erhofft, war die Schärfe extrem. Nach der 1912 vom Pharmakologen Wilbur L. Scoville entwickelten Scoville-Skala zur Abschätzung der Schärfe von Paprikapflanzen hätte diese Bratpaprika sicher, meiner Meinung nach, einen der vorderen Plätze belegt.
Ich las noch mal in der Beschreibung nach und da hieß es, dass einige Exemplare scharf ausfielen. Na gut, jetzt wusste ich Bescheid und setzte die Bratpaprika nur noch sparsam als Gewürz ein. Der nächste Versuch war „Lila Luzi“. Durch meine Erfahrung mit der Bratpaprika vorgewarnt, probierte ich nur ein winziges Stück einer lila Frucht und schon brannte meine Lippe wie Feuer, obwohl sie kaum an die Chilifrucht gekommen war. Wenn Lila Luzi mit zunehmender Reife noch an Schärfe zulegt, dann kann man sie nur trocknen und zermahlen als Chiligewürz verwenden.
„Mad Hatter“ brachte viele interessant geformte kleine Paprikafrüchte hervor. Diese sind zunächst grün und verfärben sich dann mit zunehmender Reife rot. Sie schmeckten gut. Auch die Spitzpaprika hatte gut angesetzt. Ihre Früchte sind zunächst grün und verfärben sich zu dunkelrot. Sie stellte sich ebenfalls als sehr schmackhaft heraus.
Mein Fazit: „Lila Luzi“ ist zwar schön anzuschauen, allerdings für uns ungenießbar. Als Zierpflanze werde ich sie vielleicht noch mal anbauen, aber bestimmt nicht als Nutzpflanze. Das Experiment ist jedenfalls – trotz ausbleibender Sommerhitze –geglückt und war sehr interessant.
Martina Volmer
Martina Volmer stammt aus Paderborn. Nach dem Studium der Geografie/Landschaftsökologie in Münster führte ihr Weg weiter westlich in den Kreis Borken mit seinen faszinierenden Moorlandschaften. Seit dem Jahr 2000 ist sie in Vreden, zunächst im Hamaland-Museum, jetzt im kult tätig. Hier digitalisiert sie die Museumssammlung. Wenn der Garten noch Zeit für andere Hobbies übriglässt, dann ist sie mit Vorliebe in der Natur unterwegs, wo sie Wanderungen unternimmt und fotografiert. Auf Reisen lernt sie gern andere Landschaften kennen. Auch Flohmärkte oder Gartenmessen werden mit Interesse durchstöbert. Allerdings verbringt sie ihre Freizeit auch gern zuhause mit einem guten Buch und einem leckeren Tee dazu.
