Ochsenherz

von Martina Volmer

Kultur und Leben   Heimat und Region

Schon im vergangenen Jahr habe ich an dieser Stelle davon berichtet, dass ich in meinem Garten immer wieder neue Pflanzen anbaue. Oft handelt es sich dabei um alte oder seltene Sorten. In diesem Jahr habe ich jedoch nicht allzu viele Experimente in unserem Garten gewagt, da wir zur Anzuchtzeit der Pflanzen im Frühsommer verreist waren. Den Nachbarn, die zu dieser Zeit auf unser Haus und den Garten aufpassen, wollte ich nicht zumuten, eine Vielzahl von Blumentöpfen mit kleinen Pflänzchen behüten zu müssen. Aber so ganz ohne Besonderheit ging es dann doch auch dieses Mal nicht. Und so wächst bei uns in diesem Jahr das Ochsenherz.

Zunächst ist man bei dem Namen irritiert. Baue ich nun blutige Innereien an? Nein – es handelt sich um eine Tomatensorte mit diesem merkwürdigen Namen. Sieht man sich die Tomate genauer an, dann weiß man woher diese Bezeichnung stammt. Die Frucht ist herzförmig und sehr groß. Es handelt sich um eine Fleischtomate, die wohl weit verbreitet, aber in Deutschland selten zu kaufen ist. Die Früchte werden bis zu 500 Gramm schwer und sind hellrot. Die Tomate erinnert nicht nur wegen ihrer Größe und Farbe, sondern auch aufgrund ihrer Gestalt an ein Ochsenherz. Daher wird sie in Italien cuore di bue, in Frankreich coeur de boeuf und auch im Englischen oxheart, alsoauch jeweils als ‚Ochsenherz‘ bezeichnet. Allerdings ist im Englischen der Begriff beef tomato oder beefsteak tomato gebräuchlicher – offensichtlich hat hier die vorrangige Nutzung den Namenswettstreit gewonnen. Die Früchte sollen saftarm und nicht lange haltbar sein. Die Empfindlichkeit und geringe Haltbarkeit der Früchte führte dazu, dass sie hierzulande selten gehandelt werden. Dabei soll sie eine der geschmacklich besten Tomatensorten sein.

Ich fand diese Sorte aufgrund ihrer Größe und Form interessant, wenn ich sie auf Pflanzenmessen oder Märkten sah. Nun bekam ich über einen Spezialversandhandel für seltene Gemüsesorten im Internet einige Samen und wagte in diesem Jahr die Anzucht von zwei Pflanzen dieser Sorte. In Töpfe mit guter Komposterde gesetzt, wuchsen die Pflänzchen gut heran und benötigten schon bald die Unterstützung von Tomatenstäben, an denen ich sie hochleitete. Mittlerweile sind die Pflanzen ungefähr zwei Meter hoch. Sie vertragen die volle Sonne und kommen auch mit der diesjährigen Hitze gut zurecht. Einige wenige Früchte haben sich aus den Blüten entwickelt. Sie zeigen wirklich die Form eines Herzens und sind recht groß. So wog die bisher größte Tomate 320g. Die Tomaten werden nicht dunkelrot, sondern bleiben orangerot. Erst wollte ich sie noch nicht ernten, aber die Farbe veränderte sich nicht und so stand dem Geschmackstest nicht mehr im Wege. Das Ergebnis überraschte uns sehr. Die Tomate schmeckte süß! Keinerlei Säure, die man sonst oft in Tomaten findet, ist in der Ochsenherztomate vorhanden. Sie erinnert im Anschnitt ein wenig an Ananas, enthält kaum Kerne und Flüssigkeit, wie man es von einer Beefsteaktomate erwartet.

Unser Fazit: Sie gibt zwar wenige, aber sehr große und sehr wohlschmeckende Früchte. Daher werde ich wohl einige Samen für die Aussaat im nächsten Jahr aufbewahren. Diese gewinne ich aus den frischen Früchten, indem ich die darin enthaltenen Kernchen trockne.

Martina Volmer

Martina Volmer stammt aus Paderborn. Nach dem Studium der Geografie/Landschaftsökologie in Münster führte ihr Weg weiter westlich in den Kreis Borken mit seinen faszinierenden Moorlandschaften. Seit dem Jahr 2000 ist sie in Vreden, zunächst im Hamaland-Museum, jetzt im kult tätig. Hier digitalisiert sie die Museumssammlung. Wenn der Garten noch Zeit für andere Hobbies übriglässt, dann ist sie mit Vorliebe in der Natur unterwegs, wo sie Wanderungen unternimmt und fotografiert. Auf Reisen lernt sie gern andere Landschaften kennen. Auch Flohmärkte oder Gartenmessen werden mit Interesse durchstöbert. Allerdings verbringt sie ihre Freizeit auch gern zuhause mit einem guten Buch und einem leckeren Tee dazu. 

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