
Entsorgen heißt doch dem Wortsinn nach, sich der Sorgen zu entledigen. Ich würde das gern tun, doch wohin mit diesen Sorgen? Gibt es einen Container, bei dem ich sicher sein kann, dass sie da auch drinbleiben? Ja es gibt einen Container, aber gerade der macht mir wiederum Sorgen.
Mein Problem sind Bücher, viele Bücher! Und mit diesem Problem bin ich sicher nicht allein. Wohin mit all diesen Büchern, wenn man in eine kleinere Wohnung ziehen möchte? Entsorgen? Soll ich wirklich all das Wissen, all die Gedanken, um die die Autoren sicher oftmals hart gerungen haben, auf den Müll werfen? Ich kann – und will – das nicht. Zumal ich auch immer denke: „Wenn ich später mal Zeit habe, dann kann ich diesen Katalog noch einmal in Ruhe anschauen und mich intensiver mit dem Inhalt beschäftigen.“ Also was soll ich tun mit all den Ausstellungskatalogen, den Fachbüchern zur Kunstgeschichte und Volkskunde, der heimatkundlichen Literatur, den Nachschlagewerken und zugegeben auch mit den Kriminalromanen und klassischen Jugendbüchern?
Wenn ich schnell etwas wissen möchte, dann habe ich natürlich auch das Smartphone zur Hand und befrage die allseits bekannten Suchmaschinen. Aber das ist reine Informationsbeschaffung, das ist nicht Lesen wie ich es liebe. Das Schmökern und Stöbern, das Sammeln von unnützem Wissen, das so „nebenbei“ hängen bleibt, das Stolpern über neue Fragestellungen und die vielen „Aha-Erlebnisse“. Das ist Lesen und das macht mir nur Spaß mit einem echten Buch in der Hand. Und dann gehört natürlich das Träumen dazu, das Sich-entführen-lassen in ferne Länder und vergangene Zeiten, in wilde Abenteuer und düstere Verbrechens-Szenarien. Für mich gehört das seit Kindesbeinen zu meinem Alltag.
Aber zurück zu meiner Ausgangsfrage: Wohin mit all den Büchern, wenn sich die Wohnfläche halbiert? Ich werde wohl wieder einmal den öffentlichen Bücherschrank in Form einer Telefonzelle gegenüber vom kult in Vreden auffüllen, werde Freunde und Bekannte mit Lesematerial versorgen, die caritativen Einrichtungen befragen und am Ende dann doch „entsorgen“ – oder gibt es spontan Interessenten für etwa 20 laufende Meter „Gemischtes“? Ich freue mich für jedes Buch, dem der Weg in den Container erspart bleibt, zumindest vorerst und so lange, bis der/die neue Besitzer:in sich mit dem gleichen Problem konfrontiert sieht.
Annette Menke
„Bochum ich komm aus Dir“ und „… Stern des Südens“ sind die Pole, zwischen denen sich Annette Menke bewegt. Die promovierte Kunsthistorikerin ist seit über dreißig Jahren Museumsfrau mit Leib und Seele. Als Inklusionsbeauftragte kümmert sie sich außerdem um die Belange von Besucher:innen mit besonderen Bedürfnissen. Die Hobbyköchin liebt Musik, Bücher, Reisen und das Leben im Münsterland.

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